Wissensrucksack

Suonen im Wallis

Die kargen Südhänge des Oberwallis zählen zu den niederschlagsärmsten und trockensten Gegenden der Schweiz. Um diese zu bewässern, schufen die Walliser über Jahrhunderte hinweg kunstvolle Wasserwege, die Suonen.

Eine Suone (französisch: bisse) ist ein oft offener Graben oder angelegter Bewässerungskanal mit Hilfe von «Chänil» (ausgehöhlter Baumstamm), «Chrapfa» (krumm gewachsener Baumstamm) und «Toggen» (Träger). Auch Steine, Bretter, Röhren kamen zum Einsatz. Diese historischen, atemberaubenden und kühnen Konstruktionen transportieren das weiter oben im Gebirge gefasste Wasser an teils senkrechten Felswänden vorbei. Der Erbau und Unterhalt ist seit dem 15. Jahrhundert dokumentiert.

Diese Lebensnerven durchziehen heute auf insgesamt etwa 2’000 Kilometer das Land und versorgen eine einzigartige Kulturlandschaft von Weiden, Äckern, Weinbergen und Obstplantagen mit mineral- und nährstoffreichem Gletscherwasser. Etliche Suonen überwinden teils grössere Hindernisse wie Felswände oder Geröllhalden. Dafür wurden über die Jahrhunderte spezielle Techniken entwickelt. Entlang von Felswänden verlaufen die Suonen oft in darin aufgehängten und verankerten Holzkanälen. Daneben führen spektakuläre „Laufstege“ aus Balken und Brettern dem Wasserkanal entlang. Beeindruckend, wie dies alles in den Fels geschlagen wurde.

Zur Überwachung des Wasserflusses werden teilweise kleine Wasserräder verwendet, die einen auf ein Holz schlagenden Hammer antreiben. Solche Hammerschläge sind über grosse Entfernungen hörbar und bestätigen einen konstanten Wasserfluss.

Seit den 1950er-Jahren wurden viele Suonen wegen des einfacheren Unterhalts in Röhren verlegt oder gar aufgegeben. Erst später wurde man sich des touristischen Werts bewusst. Und so führen heute wieder etliche Suonen offen Wasser. Sie werden sorgfältig unterhalten und zur Bewässerung genutzt. Zahlreiche Wanderwege entlang dieser Kanäle laden zu abwechslungsreichen Ausflügen auf diesen historischen Pfaden ein.

Die wohl bekannteste aller Suonen ist die Grand Bisse d’Ayent, von der ein Abschnitt auf der Schweizer Banknote von hundert Franken abgebildet ist.

 

Hier findest du übrigens eine gute Zusammenstellung aller Suonen im Wallis.

https://www.les-bisses-du-valais.ch/de/(aufgerufen am 12.07.2023)

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