Sparrhorn – mein erster Dreitausender
August 4, 2024

Ferienzeit = Wanderzeit, und so bringen mich die SBB für ein paar Tage ins schöne Wallis. Achtung, es kommt eine Üsserschwizerin, Grüezine oder wie auch immer! Meine Basis ist im Fiescher Feriendorf, wo ich ein Zimmer im Garni Aletsch gebucht habe.

Heute, am zweiten Wandertag, fahre ich nach Blatten bei Naters und nehme die Gondelbahn zur Belalp. Der weiterführende Sessellift Bruchegg-Hohbiel fährt nur an bestimmten Tagen zu bestimmten Zeiten, beispielsweise heute in zwanzig Minuten. Es warten schon weitere Wanderfreudige bis der «Bähnler» die Garaventa-Konstruktion mit Strom versorgt. Ich vertreibe mir die Zeit mit der Begutachtung der massiven schwarzen Eringerkühe auf der Weide nebenan – echte Muskelpakete.

Es dauert noch einen Moment bis ich meine Wanderung auf 2’600 m beginnen kann. Ziel ist das Sparrhorn, oder korrekter Sparrhoru. Es hängen noch viele Hochnebelschwaden an den Bergflanken. Wird das was? Ich bestelle gute Sicht und mache mich auf den steinigen Weg. Immer wieder gibt der Nebel die Bergwelt stückchenweise frei, um seinen weissen Vorhang kurz darauf wieder zuzuziehen. Ich freue mich bereits auf den Gipfel. Diesen erreiche ich bei immer noch wechselhaftem Wetter und recht frischen Temperaturen.

Gipfel des Sparrhorns erreicht

Yes, ich stehe erstmals auf einem zu Fuss erklommenen Dreitausender. Alleine bin ich hier nicht, und so ergibt sich der eine oder andere Schwatz und gegenseitiges Fotografieren. Die Aussicht vom Gipfel auf den Oberaletschgletscher und die gezackten, zerfurchten Fusshörner ist grossartig. Kollege Nebel ist zwischendurch sogar so freundlich und gibt das Panorama kurzzeitig fast vollständig frei.

Beim Rückweg wähle ich die Abkürzung und erfreue mich über ein paar der putzigen Schwarznasenschafe. Ihr gewelltes Strubelkleid und ihr charakteristischer, schwarzer Riecher sowie die gedrehten Hörner – lieben wir.

Mein weiterer Rückweg über das Aletschbord führt mich zum Tyndalldenkmal. Dies ist ein aufgerichteter Findling von 4.75m Höhe und 1.5m Dicke. Hier werde ich nicht vom Geist des verstorbenen Wissenschaftlers begrüsst, sondern von einer Ziegenherde. Drei der Tiere besetzen die Sitzbank so nach dem Motto: Gehört uns, kannst weitergehn. Tatsächlich lassen sie sich kaum beeindrucken. Ich finde kurz darauf noch eine Anhöhe, die mir gar eine noch bessere Aussicht auf die Umgebung und die Zunge des grossen Aletschgletschers bietet – määh, bääh.

Kurz vor dem Hotel Belalp passiere ich das ehemalige Wohnhaus von John Tyndall, das heute mehr oder weniger einer Ruine gleicht – oder hypiger: «lost place». Da ich zeitlich der Planung etwas hinterher bin, entscheide ich mich, beim Hotel Belalp durch den zauberhaften Wald über Holzji zum Weiler Egga abzusteigen. Ich will in Gedanken schon bis Belalp durchziehen, lasse mich allerdings vom herzigen Bergführerstübli aufhalten. Das typische Walliser Haus liegt so schön, und ich werde vom heute Diensthabenden so herzlich begrüsst, dass ich mir eine Pause und ein grosszügiges Stück Aprikosenwähe gönne – selbstverständlich hausgemacht mit richtigen Walliser Früchten. Wow, echt lecker.

So, nun muss ich aber los, um das Postauto nach Naters zurück zu erwischen. Unterwegs warnt ein Schild mit Leuchtlampe vor Murgängen und Hochwasser. Ich bin froh, meine Wanderung trockenen Fusses zu Ende zu bringen und komme gerade rechtzeitig zur Abfahrtszeit des gelben Gefährts. Mein durch Berggipfel und Tiere geprägter «Tag der Hörner» neigt sich dem Ende zu, und mein Abendessen besteht aus zwei leckeren Canapés der vorzüglichen Bäckerei am Bahnhof von Brig.

Über diesen Link erfährst du mehr zu John Tyndall: https://www.belalp.ch/poi-detail/john-tyndall (aufgerufen am 28.08.2024). Es handelt sich um denjenigen Mann, nach dem der Tyndall-Effekt benannt ist.

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