Unter der Woche zu wandern gefällt mir prima. Es sind viel weniger Menschen unterwegs. Zu meinem heutigen Bergziel treffe ich dann tatsächlich nur auf eine Hand voll Wanderbegeisterte, und den Diethelm-Gipfel habe ich für mich alleine. Aber der Reihe nach.
Ich mache mich zeitig auf den Weg. Öffentliche Verkehrsmittel bringen mich nach Studen/SZ, genauer bis zur Busendhaltestelle Ochsenboden, beim Golfplatz. Dieser ist um diese frühe Zeit allerdings noch fast verwaist. So brauche ich den Kopf wegen fliegender Golfbälle nicht einzuziehen. Lediglich bei der Militäranlage ist schon Betrieb. Es wird geschossen. So werde ich während sicher einer Stunde mit lautem Knallen irgendwelcher Artilleriegranaten und sonstigen Geschossen begleitet. Anfangs führt mich der Weg durch noch immer grün belaubten Wald der Stafelwand bis auf 1’300 Höhenmeter. Die ersten Sonnenstrahlen dringen durch das sich im leichten Wind wiegende Blätterdach.
Es geht stetig bergauf. Heute werden es insgesamt gute 1’200 Höhenmeter sein, die natürlich auch wieder bergab begangen werden dürfen. Bei einem Elektrozaun weist ein Schild auf Herdenschutzhunde hin. Ich treffe jedoch erst einmal auf Esel. Erst später höre und sehe ich die Schafe und begegne schliesslich dem munteren Silberen-Schäfer, mit dem ich ein paar Worte wechsle. In seiner Anwesenheit sind die beiden Hunde friedlich.
In meinem Tempo steige ich weiter in Richtung Gipfel. Meine nächste menschliche Begegnung ist ein Zivi bei der Alphütte Obergross. Er hilft aktuell dem Silberen-Schäfer aus. Ich erfahre, dass sie noch ein verletztes Schaf suchen, dass nach der tags zuvor erfolgen Herdenversetzung noch hier oben sein muss. Es soll später noch per Helikopter ins Tal zur Verarztung geflogen werden. Nach einem freundlichen Wortwechsel darf ich noch kurz einen Blick in die Hütte werfen und bin über die sehr moderne Küche erstaunt. Ich darf gar noch meine Wasserflasche auffüllen, dann geht es für mich weiter in Richtung Gipfel. Auf meinem Weg sehe ich den Zivi immer wieder das Gelände absuchend und stelle kurz später erleichtert fest: Er hat das verletzte Schaf gefunden und wartet mit ihm auf den Heli.
Ich bin mittlerweile beim Flüebrigsattel angelangt. Nun führt ein weiss-blau-weisser Abschnitt noch bis zum Gipfel. Dieser letzte Aufschwung ist gut gesichert und schwupp, bin ich auf dem Diethelm. Die Aussicht ist einmal mehr genial. Ich sehe einzelne Bergkämme des Hoch Ybrigs, die karstigen Silberen, den Wägitalersee und dessen Gipfelkette, unter anderen mit Schiberg, Tierberg, Bockmattli und Zindlenspitz. Auch weit unter mir liegt der Sihlsee. Wie klein er von hier oben wirkt. Ich amüsiere mich über den Wegweiser, der in Richtung des einzig hier hinauf-/hinabführenden Wegs zeigt. Tja, geht ganz offensichtlich nur hier lang… zumindest für mich. Für Steinwild in Menschengestalt gibt es vielleicht noch andere Routen.
Kaum habe ich es mir zum Picknick neben dem hölzernen Gipfelkreuz bequem gemacht, ertönt ein Donnergrollen. Gewitterwolken ziehen auf und verdunkeln die Sonne. In unregelmässigen Abständen höre ich weiteren Donnerschall. Rasch packe ich meinen Proviant wieder ein und steige ab. Vom Flüebrigsattel aus wähle ich den Wanderweg in Richtung Wägitalersee, vorbei am Wyss Rössli. Dies wäre auch noch ein attraktiver Gipfel. Da sich das Wetter fortlaufend verschlechtert, lass ich nun auch meinen Plan, mein Picknick bei der Alp Fluebrig zu verzehren, fallen. Schnurstracks ziehe ich weiter bis zur Wegverzweigung am Punkt 1386. Hinter mir folgt ein ebenfalls solo wandernder Mann. Auch er scheint die schützende Baumgrenze vor dem Regen erreichen zu wollen. Dies gelingt uns beiden, und so nehmen wir den Abstieg ab dem Fläschlipass durch den Wald gemeinsam unter die Füsse. Der Wald schützt uns jedoch nicht wirklich. Wir werden dennoch klatschnass, so schüttet es mittlerweile. Über uns der grollende Donner. Wer jedoch das warme Nass liebt, sind Alpensalamander. So krabbelt einer dieser kleinen, schwarzen Reptilien über den Weg. Trotz des starken Regens zücke ich meine Pocketkamera. Ich finde diese Tiere einfach so süss.
Der Regen lässt etwas nach, als wir etwa die Sihltalhütte erreichen. Nur noch ein kurzes Stück bis zum Golfplatz. Hier ist nun niemand mehr draussen zu sehen. Da meine heutige Wanderbekanntschaft mit dem Auto hergekommen ist, darf ich bis Einsiedeln mitfahren. Dafür bin ich sehr dankbar, denn der nächste Bus würde erst in 1,5 Stunden fahren.
Diese schöne Tour mit fantastischen Ausblicken behalte ich in guter Erinnerung.