Besonders, skurril, eigenartig, baff, verhext – so mein heutiger Wandertag.
Besonders war der Beweggrund, weshalb meine Wahl auf den Arvigrat fiel. Erst die vorige Woche war ich in einer beruflichen Weiterbildung, wo der Film „Die Wiesenberger“ auf dem Programm stand. Nicht der Jodlerklub an sich, sondern die Reflexion über die Rollen sowie Gruppenprozesse und -dynamik war unsere Aufgabe. Mich inspirierte der Film, mich für die Anreise zur Wanderung der Kleinseilbahn von Dallenwil nach Wiesenberg zu bedienen. Noch im restlichen Nebel und bei Nieselregen durch den Dreh-Ort zu gehen, ist vor allem nach dem Ansehen des Films und der Geschichte der stimmkräftigen Wiesenberger wirklich besonders. Zudem geniesse ich all die kleinen Transportbähnchen, die in den Alpenregionen so typisch sind.
Skurril ist die Sichtung von charaktervollen Bäumen, verdrehten Ästen und bizarren Strunke. Während dem Aufstieg zum Arvigrat zeigen sie sich mir von allen Seiten:
- Alleine thronend auf einem saftig grünen Wiesenhügel
- Die Äste beschützend ausgebreitet hinter einer Sitzbank ruhend
- In menschlicher Form mit ausgestreckten Armen, Glotzaugen und Hörnern
- Umgestürzt und den einen Weg versperrend, der Wurzelstock noch voller Erde und Steine
- Majestätisch der Stamm, jedoch gezwirbelt der eine grosse Ast, der hinausragt über den Felsvorsprung
- Als tierisches Fabelwesen mit markantem Gesicht
Eigenartig schliesslich sind die lustigen Grashügelchen, die ich zwischen dem Arvigrat und dem Gräfimattnollen sehe. Das flach einstrahlende Sonnenlicht gibt den Grasköpfen eine leuchtende Nuance. Ein Strahlen auf mein Gesicht zaubert ein schönes, von Menschenhand gelegtes Steinherz. Und ja, wandernd die wunderschöne Schweizer Bergwelt zu geniessen ist Herzensglück. Den felszackigen Abschnitt des Arvigrats finde ich besonders anregend.
Baff bin ich, als ich vor dem Wanderwegweiser bei Laucheren stehe. Gleich nach dem Arvigrat hätte ich schon nach Wirzweli absteigen können. Es zog mich jedoch über den Gräfimattgrat weiter. Ich habe ja noch genügend Zeit. Die Schlaufe hat sich durchaus gelohnt, genoss ich doch den Rundumblick in die Täler, der mir bei der Wanderung im Mai wegen dichtem Nebel verborgen blieb. Die Zusatzschlaufe habe ich zeitlich falsch eingeschätzt. Jetzt steht da: 2.5 Std. bis Wirzweli. Da bin ich erstmal baff! Tja, dann muss ich mich nun eben etwas sputen. Der Weg via die Chälen- und Schellenfluehütte ist einfach und ich bestaune heute zum x-ten Mal die umliegenden, imposanten Berge wie Pilatus, Stanserhorn, Buochserhorn, Brisen, Uri Rotstock und die Engelberger Gipfel.
Ganz zuletzt grüsst mich ein typisches Hexengrinsen aus dem Wald. Hexe Lizi begleitet mich auf dem Hexenweg von der Gummenalp bis zur Talstation der Seilbahn. Verschiedene Hexenstationen lassen nicht nur Kinderherzen höher schlagen. Ein super gestalteter Abenteuerweg!
Ein gegensätzlicher Tag mit vielen Eindrücken im Rucksack verabschiedet sich schliesslich mit einem rotorangen Alpenglühen.