Die Wettervorhersage für den Samstag stimmt, und da ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht den halben Tag vertrödeln will, entscheide ich mich für die Churfirsten. Welchen der Gipfel es sein wird, weiss ich bei der Abfahrt noch nicht. Sicher ist nur, dass ich mit der Selunbahn fahren möchte.
In Starkenbach wechsle ich das Transportmittel von Rädern auf Drahtseile. Nach etwas Wartezeit bei der Talstation sitze ich mit vier weiteren Personen in der rappelnden Kistenbahn. Wirklich speziell – muss man einmal im Leben gemacht haben 😉
Ich wandere los auf dem Toggenburger Höhenweg. Wird es der Selun oder der Frümsel? Schliesslich entscheide ich mich beim Wanderwegweiser für den Frümsel und packe erstmals meine Wanderstöcke aus. Genau, „stöckeln“ will ich heute ausprobieren. Anfangs empfinde ich sie als überflüssig, doch so nach und nach scheinen sie stellenweise ganz praktisch zu sein.
Der Wanderweg führt bis zum Hof Torloch gemässigt hoch. Nun wird der Weg schmaler und deutlich steiler und führt schliesslich am steilen Rücken des Frümsels nach oben zum Gipfel. Eine kurze Stelle ist gesichert, ansonsten ist der Aufstieg problemlos.
Es wandern heute nur vereinzelt Leute am Frümsel – genau nach meinem Geschmack. Das Gipfelerlebnis teile ich mit vier Personen auf 2‘267 m, also Aussicht und Gipfelgenuss ohne Dichtestress. Der Blick nach links zum Brisi wie auch nach rechts zum Selun zeigt spannende Felsformationen. Der Blick nach unten zum in der Sonne schillernden Walensee ist einmalig. Ich geniesse meine Zeit hier oben sehr und amüsiere mich, als ein „Gipfelstürmer“ in aerodynamischer Bekleidung angesprintet kommt, sich vor dem Gipfelkreuz positionierend ein paar Selfies schiesst, kurz zum Steinmannli rüber rennt, … und schon ist er wieder weg.
Beim Abstieg kommen mir die Wanderstöcke tatsächlich entgegen, denn die Knie sind mir abends freundlicher gesinnt als auch schon. Auf dem Rückweg darf der Besuch beim „wilden Mann“ nicht fehlen. Im prähistorischen Wildmannsliloch hausten vor rund 40‘000 Jahren Urmenschen und steinzeitliche Jäger, die sich vor allem vom Fleisch der Höhlenbären ernährten. Untersuchungen fanden ab 1906 statt; es wurden diverse Menschen- und Tierknochen gefunden. Die Höhle (Seewerkalk) ist rund 140 Meter lang; ohne Licht ist für mich die Reise ins Dunkel jedoch schon bald vorbei. Auf jeden Fall ist es der perfekte Ort, um mich von der Hitze etwas abzukühlen. Weitere Abkühlung folgt in trinkbarer Form in der nahen Alpwirtschaft.
Und dann noch einmal eine rappelige Fahrt in der Holzkiste. Kaum verlässt die Kiste die Bergstation, kippt sie gleich einmal in die Schräge, und ich habe den Eindruck, es scheppert noch mehr bei der Talfahrt. Tja, genug ge-frümsel-t und ge-stöcke-lt heute und ein weiterer Gipfel für die Churfirsten-Sammlung geschafft.