Es liegt wunderbarer, frischer Schnee in den Bergen, und ich habe einige Tage frei über den Jahreswechsel 2024 / 2025. Wozu also zuhause unter der dichten Nebeldecke sitzen, wenn ich einige Höhenmeter weiter oben blauen Himmel und wärmende Sonnenstrahlen antreffen kann. Nichts wie los mit den Schneeschuhen – und dies gleich mehrmals.
Tour 1 – Sattel-Hochstuckli
In dieser Gegend war ich schon mehrmals, allerdings noch nie im Winter. Kinder und Jugendliche tummeln sich auf der Schlittelpiste vom Mostelberg ins Tal. Ich ziehe gleich los über die Hängebrücke. Nun kann die Schneeschuh-Runde beginnen. Via dem Restaurant Herrenboden steige ich hoch bis zum Gipfelkreuz bei der Skilift-Bergstation. Der Ausblick auf das den Vierwaldstättersee bedeckende Nebelmeer ist fantastisch. Erste kurze Verschnaufpause; ich ruhe mich mit dem Rücken zur Wand am Skilifthäuschen aus und blinzle in die Sonne. Etwas weiter oben steht das Holzkreuz des tatsächlichen Hochstucklis. Wenig später bin ich da. Und jetzt erkenne ich die Mythen klar. Zuvor betrachtete ich sie von einer mir ungewohnten Seite und war mir etwas unsicher, ob es die Mythen sind. Einige Leute tummeln sich auf dem Gipfel. Sie scheinen die warmen Sonnenstrahlen genauso zu geniessen. Auf der Krete gehe ich schliesslich weiter bis Bannegg und steige dann wieder ab zum Herrenboden. Irgendwie verpasse ich den offiziellen Schneeschuhtrail, da ich einfach einer bestehenden Spur folge. Nun ja, das kurze Kraxeln über ein Bächlein und unter Ästen hindurchkriechen die Böschung hinauf war ganz amüsant. Da es auch hier Spuren gibt, bin ich wohl nicht die Erste, die improvisiert.

Nun sind die Stände des Wintermarkts beim Mostelberg offen, und ich kaufe einer Handtöpferin eine schmuck verzierte Tasse ab. Da sie effektive Mikroorganismen in den Ton einarbeitet, sprach mich ihre Arbeit besonders an. Sie gibt mir aus ihrem Garten noch getrocknete Pfefferminzblätter mit. Alles verpackt sie noch mit Liebe, wobei ich denke: So lieb, doch ich muss das irgendwie in meinen kleinen Rucksack verstauen. Zuhause ankommend, sind die getrockneten Dekorationszweiglich natürlich zerbröselt.
Eine besondere Erinnerung nehme ich von der Schneeschuhtour mit: Der linke Schuh war etwas zu wenig festgezurrt, sodass ich im direkten Abstieg mit der grossen Zehe ein paar Male vorne im Schuh anstiess. Da ich allerdings zu bequem war, dies zu ändern, ist ein Zehennagel auf einer Seite nun gestaucht und dunkel verfärbt. Ich werde dieses Andenken wohl noch ein paar Monate begutachten dürfen.
Tour 2 – Wildhaus
Heute bin ich mit lieben Freunden unterwegs ins Toggenburg. Wie erwartet, sind die Parkplätze beim Sessellift Oberberg schon gut gefüllt. Wir dürfen noch eine näherliegende Nische bei einem Gebäude nutzen. Auf dem Programm steht der Schwendiseetrail – eine einfache Route, die trotzdem wunderbare Ausblicke in die Toggenburger Berge bietet. Auf den ersten Metern bis zum Gamsalp-Skilift ist der Trail sehr einfach, und ich mampfe während dem Gehen ein paar Cracker, die ich schliesslich doch noch in den Schnee streue. Naja, die Brösel hebe ich nun nicht mehr auf, sollen sie den Vögeln dienen. Leicht steigt der Trail an um kurz danach wieder steiler zum vorderen Schwendisee hinunterzuleiten. Ich mag es, eine neue Spur in das anmutende Weiss zu ziehen. Rund um die gefrorenen Schwendiseen glitzern Schneekristalle im Sonnenlicht. Das muss natürlich digital festgehalten werden. Doch irgendwie sehen die Kristalle komisch aus. Rund um das neue Klanghaus stapfen wir weiter um den See und nehmen dann den Weg über die hölzernen Stege. Bereits fällt wieder Schatten auf den See, da sich die Sonne hinter den Bergen versteckt. Die an den Ästen und Pflanzen hängenden Schneekristalle sehen kunstvoll aus – Naturkunst eben.


Zurück beim Bergrestaurant Oberdorf suchen wir uns in der Menschenmenge einen Platz. Ich habe mittlerweile Hunger, doch es gibt wegen Überlastung in der Küche für eine Weile keine warmen Speisen mehr. Dann muss es wohl ein Nussgipfel tun. Wenig später verschwindet auch an dieser Stelle die Sonne definitiv hinter den Churfirsten und schwupp, die Terrasse ist innert zehn Minuten fast leer. So nehmen auch wir schliesslich den Sessellift ins Tal.
Tour 3 – Arvenbühl
Das hoch über dem Walensee liegende Arvenbühl steuere ich heute an. Hier war ich bereits mehrmals, allerdings ist es mit den Schneeschuhen eine Premiere. Auch in dieser Gegend stosse ich bei meinem Eintreffen auf zahlreiche Wintersportler. Das Skigebiet ist bei Familien beliebt. Der Trail kreuzt gleich zu Beginn die Skipiste, dann ziehe ich ruhig und genüsslich weiter, hindurch zwischen schneebedeckten Tannen, über leuchtendweisse Matten und sanft schwingende Hügel. Der Schneeschuhtrail läuft teilweise parallel zum Winterwanderweg, und so treffen bei der Vorder Höhi alle wieder zusammen. Der Aussicht öffnet sich ins Toggenburg, und mein Blick schweift freudig vom Gulmen zu den Goggeien und hinüber zum Alpstein, um bei den Churfirsten zu enden. Wieder entstehen spontane und kurze Gespräche und ein gegenseitiges Fotoshooting. Diesen herrlichen Tag wollen alle auf Bild festhalten. Ich picknicke beim Kreuz und bin hier selbstverständlich nicht alleine. Einsamer wird es erst wieder beim Weiterziehen über den Flügespitz bis zur Alphütte Looch und Wegpunkt Egg. Hier haut’s mich noch fast auf die Nase, da ich à la «Hans-guck-in-die-Luft» nicht Acht gebe, wo ich hin stapfe.


Zurück in Arvenbühl warte ich auf den Bus. Es sammeln sich immer mehr Menschen an der Endhaltestelle und ich denke: Hoffentlich schicken die mehr als ein Fahrzeug. Schliesslich fahren drei Busse vor, und alle sind rappelvoll. Ein Hund ist eingeklemmt zwischen Menschen und ich bete, dass niemand mit den Skischuhen auf seine Pfoten tritt. Ich bin froh, in Ziegelbrücke wieder aussteigen zu können. Der Zug nach Zürich ist dann allerdings auch voll 😉
Tour 4 – Rigi Scheidegg / Rigi Dossen
Die Zahnradbahn bringt mich von Arth-Goldau bis zur Station Kräbel. Hier wechsle ich auf die Gondelbahn zur Rigi Scheidegg. Während der Fahrt lässt mich die über die Bergkrete lugende Sonne aufschauen, welche die mit Raureif bedeckten Bäume in eine herrliche Winterstimmung eintunkt. Wunderschön! Die Schneedecke glitzert und die Schneekristalle scheinen zu tanzen.
Angekommen bei der Bergstation bin ich einmal mehr fasziniert über das weitläufige Nebelmeer. Tja, da hat sich das frühe Aufstehen zu Jahresbeginn definitiv gelohnt. In den Südhängen der Rigi ist der Schnee teilweise schon geschmolzen. Ich komme auf dem ganzen Trail via Rigi Burggeist gut durch und treffe kaum mehr auf Menschen. Die Masse bewegt sich auf den Skipisten und dem angelegten Winterwanderweg. Bald erreiche ich die Wegkreuzung Hinder Dosse. Jetzt zweige ich zum Gipfel des Dossen ab. Im steileren Aufstieg helfen die an den Schneeschuhen angebrachten Steighilfen. Neben mir steigt ein Skitourengänger auf. Mit diesem älteren Herrn plaudere ich schliesslich beim Gipfelkreuz. Ich staune, welche Skitouren er schon gemacht hat und noch machen will. Respekt in diesem Alter.


Querfeldein steige ich dann zum Panoramaweg ab und kehre zur Station Scheidegg zurück. Jetzt ist der Hauskaffee im Berggasthaus verdient.

Tour 5 – Eggberge
«Unten flopp – oben topp» gilt auch für heute. Den dicken Nebel von oben zu begutachten tut gut. Ich brauche nochmals Sonne. Die Eggberge kenne ich noch nicht im Winterkleid, also los. Ich fahre mit der Bergbahn hoch. Während der Fahrt wird die graue Suppe noch zäher, bevor sie sich lichtet. Besonders im Übergang zeigt sich der Raureif an den Tannen wieder wunderschön. Und an der Nebelgrenze bildet sich kurz ein Brockengespenst der Gondel. Ich treffe noch auf eine Gruppe von Gemeinsam Erleben, ziehe es jedoch vor, nochmals alleine unterwegs zu sein. Dieser Schneeschuhtrail führt von der Bergstation leicht parallel zur Skipiste hoch bis zum Aussichtspunkt Hüenderegg. Hei, sieht das grossartig aus! Mein Blick schweift hinüber zu den Gipfeln der Lidernen Trilogie. Ich bin heute noch stolz auf diese Wandertour. Auch von dieser Seite sehen Rossstock, Fulen und Chaiserstock imposant aus. Beim Flesch Kiosk will ich kurz auf einen Kaffee einkehren; es hat mir jedoch zu viele Menschen plus Hudigäggelermusik. So stapfe ich weiter durch das pulvrige Weiss und raste gemütlich bei einem Gehöft. Selbstverständlich ist im Winter niemand hier.


Ich wandere gemütlich bis zum Skihaus Edelweiss oberhalb der Bergstation Biel-Kinzig. Mein Plan ist es, die Bahn von hier ins Tal zu nehmen. Immer wieder ruft der Bahnwart die Fahrgast-Nummern aus. Zuerst raffe ich es gar nicht richtig, da ich einen weiteren Hauskaffee auf der sonnenbeschienenen Terrasse geniesse. Irgendwann realisiere ich, dass die ausgerufene Zahl gute 2,5 Stunden Wartezeit bedeutet. So entschliesse ich mich, die Bahn von Ruogig aus zu nehmen. Bis ich da bin, warten auch hier schon etliche Menschen. Die Wartezeit beläuft sich auf rund 1 Stunde, denn auch hier können pro Fahrt nur sechs Menschen transportiert werden. Beim Eintauchen ins Nebelmeer zeigt sich nochmals ein Gondel-Brockengespenst. Bis mein Bus kommt, darf ich schliesslich noch 30 Minuten im kaltnassen Nebel warten. Was soll’s, der Tag hat sich
100 %-ig gelohnt.