Der Oulanka Nationalpark bietet neben Kilometern unberührter Natur auch einige Möglichkeiten an Aktivitäten wie Wandern/Schneeschuhlaufen, Angeln oder Riverraften. 1956 wurde der Oulanka NP gegründet und umfasst heute 286 km2. Ich bin in der Rolle als Reiseleiterin in Einführung für die Imbach Reisen AG unterwegs. Das hiesst, aufmerksam die Ohren spitzen und Notizen machen, wenn Kollegin Anne spricht. Sie durfte diese Wanderreise schon einige Male leiten und ich hoffentlich im September dieses Jahres noch einmal.
Wir starten vom Oulanka Basecamp aus, einem wunderschönen Holzgebäude im Blockbaustil. Bei der Informationstafel erklärt Reiseleiterin Anne die heutige Route, und wir erreichen kurz darauf den Kitka Fluss. Hier treffen wir bereits auf den ersten Höhepunkt: Eine alte Mühle bei den Stromschnellen. Gebaut wurde sie von der Juuma Mill Collective in 1926 und war bis 1948 in Betrieb. Der Fluss führt gut Wasser – ich liebe das Geräusch von tosendem und sprudelndem Wasser. Wasser kommt momentan auch von oben. Es regnet zu Beginn unserer Wanderung.
Über die erste Hängebrücke queren wir den Kitkajoki. Wir sind umgeben von sattem Grün und natürlich tausenden von Stechmücken. Aktuell bieten wir ihnen jedoch keine Blutnahrung, denn durch die Regenjacken hindurch können sie uns nicht pieken. Eine grosse Fläche des Parks ist während den Sommermonaten eine «restricted area», hiesst die Durchquerung ist ausschliesslich auf den markierten Pfaden gestattet. Doch innerhalb eines Nationalparks bleibt man ja eh auf den Wegen.
Der Pyöreälampi ist der erste grössere See, am dem wir entlang gehen. Es wachsen wunderschöne Fieberklee und andere Moorpflanzen. An einer Stelle tritt der See deutlich über die Ufer und bedeckt den Wanderweg. Wir dürfen die Stelle für einige Meter umkraxeln.
Kallioportti ist eine hölzerne Aussichtsplattform. Hier hat sich im Gelände ein Trichter geformt und, wir erkennen trotz Regenwetter die imposanten Felsklippen. Wegen des Regens begehen wir die nun zig Treppenstufen über rund 100 Höhenmeter hinunter vorsichtig. Sie führen uns hinab zu Harrisuvanto. Obwohl dieser gedeckte Rastplatz mit fix installiertem Grill noch nicht das eigentliche Ziel für unser Mittagessen ist, bleiben wir hier. Wir wurden nun genügend von oben begossen, haben Hunger und wollen uns am Feuer etwas wärmen. Der allgemeine Proviant wurde auf alle Teilnehmenden verteilt, und so ziehen nun alle ihren Teil wieder aus dem Rucksack und das Würste und Grillkäse bräteln kann losgehen. Die Teamarbeit funktioniert wunderbar. Jemand hackt Holz, jemand macht Feuer, jemand kocht Wasser für den Tee und jemand hat das Schweizer Taschenmesser stets griffbereit. Bald brutzeln und duften die leckeren Würste über der rotglimmenden Glut und die individuell in die Wursthaut eingeritzten Muster eines jeden kommen zum Vorschein. Meine hat noch Einschnitte für Beine bekommen. Das ist für mich gerade ein spezieller Moment, denn am Stecken eine Wurst über dem Feuer bräteln ruft Kindheitserinnerungen wach. Normalerweise esse ich ja keine Würste. Was uns auch heute wieder erstaunt: Diese Rastplätze sind mit reichlich Feuerholz ausgerüstet, es gibt Grillspiesse und hier hängen sogar zwei Topflappen. Alles wird genutzt und für die nächsten intakt zurückgelassen, und nicht einfach geklaut oder mutwillig zerstört wie andernorts. Wie bei jedem Rastplatz gibt es auch hier kleine Holzhäuschen, worin sich Biotoiletten befinden. Wirklich alles sehr vorbildlich angelegt und tipptopp im Schuss.
Gestärkt ziehen wir weiter, und zwar ohne Regenjacken – uns freuts, die Moskitos ebenfalls, wenn auch nur kurz. Mückenspray und Kopfnetz geben etwas Schutz. Erneut gilt es, über eine Hängebrücke den Kitkajoki zu überqueren. Die nächsten Kilometer führen uns durch den typischen finnischen Wald der borealen Zone (Fichten, Kiefern, Birken, Heidegewächse) mit unzähligen Seelein (lampi genannt) und Mooren. Entlang des Weges blühen Siebensterne, Fieberklee, Moltebeeren, Schattenblumen und Sumpfporst (eine Rhododendron-Art). Kalliosaari ist ein nächster Wegpunkt, wo wir auf einer Anhöhe auf den Fluss hinunterschauen können. Der Punkt heisst so, weil es mitten im Fluss eine Felsinsel gibt.
Durch die finnische Wildnis geht’s weiter bis zum krönenden Abschluss dieser Wanderung. Siilastupa ist nochmals ein gedeckter und tipptopp ausgerüsteter Rastplatz. Und dann sehen wir die Jyräva Stromschnellen. Über neun Meter fällt und springt das Wasser eindrücklich und zaubert weisse Gischt über das moorig-braune Nass. Ich kraxele über die Felsblöcke, entdecke eine Gletschermühle und erfreue mich über diese wilde Schönheit. Es beginnt erneut zu nieseln. Tja, ob wir nun nass werden von oben, oder von unten oder der Seite angespritzt werden, ist allen mittlerweile ziemlich egal. Ergriffen nehmen wir den letzten Wegabschnitt unter die Füsse. Die nur hier im Nationalpark Oulanka wachsende Calypso-Orchidee, sehen wir leider nicht.
Zurück beim Oulanka Basecamp, welches wunderschön am Juuma-See liegt, gönnen wir den müden Beinen eine wohlverdiente Entspannung in der traditionellen, holzgeheizten Sauna am See unten. Nach dem Schwitzen zum Abkühlen in den See zu springen, ist einfach die beste Option. Abgeschlossen wird der Tag mit einem leckeren Abendessen.
Weitere Informationen (alle Webseiten aufgerufen am 29.06.2024)
Der mehrtägige Karhunkierros Trail ist 82 km lang. https://www.nationalparks.fi/karhunkierros
Nationalpärke von Finnland: https://www.nationalparks.fi/
Oulanka Visitor Center : https://www.nationalparks.fi/oulankavisitorcentre
Oulanka Basecamp/Hotel: https://basecampoulanka.fi/en
Imbach – wandern weltweit: https://www.imbach.ch/