Das Balmfluechöpfli ist ein ziemlich unauffälliger Gipfel im Solothurner Jura, in der Nähe des Weissensteins. Ich mache mich auf den Weg nach Rüttenen, wo ich auf die Gruppe von «Gemeinsam Erleben» treffe. Clemens hat die heutige Wanderung ausgeschrieben, dabei stiess mir das Wort «Hornpfad» sofort ins Auge – da muss ich mit! Und so geht es heute mit vier angenehmen Mitwandernden über den sogenannten Hornpfad auf das Balmfluechöpfli.
Anfangs führt der Weg angenehm durch den Wald und ist gut begehbar. Einzelne Felsblöcke zeigen sich im vorherrschenden Laubwald. Wir zweigen zirka auf halber Höhe in den eigentlichen Hornpfad ein. Dieser wurde von Bruno und Kathy vor etlichen Jahren ehrenamtlich erstellt und regelmässig betreut und wird daher auch BruKa-Trail genannt. Er führt auf direktem Weg über die Südflanke und ist mit roten Bändern an Bäumen und rot aufgemalten Punkten auf Felsen markiert
Der immer felsiger werdende Pfad führt immer steiler nach oben. Schon bald erreichen wir die erste seilversicherte Stelle, das Mättu-Wändli. Ha, ganz schön interessant, dieser fast vertikale und zirka 10 Meter hohe Felsbrocken. Und die nächste Felspartie mit Klettereinlage folgt kurz darauf. Solche Stellen wechseln sich ab mit dem schmalen Pfad. Dieser ist durch die Trockenheit und das noch liegende Laub vom vergangenen Herbst stellenweise recht rutschig. Doch Ausrutschen sollte hier vermieden werden, denn an gewissen Stellen würde die Rutschpartie wohl ziemlich unglücklich ausgehen. Dieser inoffizielle, seit Jahren dennoch oft begangene Aufstieg ist gemäss Schwierigkeitsskala ein berechtigtes T4/T4+.
Das in einem Felsband versteckte Hornpfad-Kässli ist nicht mehr «in Betrieb». Das Ersteller-Team hat es per Ende 2023 aufgegeben. Innerhalb von acht Jahren ist jedoch der schöne Gesamtbetrag von CHF 4000 für die Schweizer Berghilfe zusammengekommen. Wer zukünftig den Hornpfad instand hält, weiss ich nicht.
Etwas unterhalb des Gipfels ist das schmale Heereloch. Dies ist eine etwas versteckte Felsspalte, an deren Eingang kräftige Luftwurzeln eines Baums herunterhängen. Wir können es nicht lassen: ein bisschen Tarzan und Jane in Action –bescheidene Variante 😉 Immerhin gibt es coole Silhouetten-Fotos.
Die Schlusskraxelei über den Jurakalk hat es nochmals in sich. Der felsige und exponierte Grat, der direkt zum Gipfel führt, ist abschüssig. Es gibt jedoch prima «Haltegriffe», sodass die leichte Kletterei gut vonstattengeht. Geschafft, alle sind heil oben. Nun haben wir unser Picknick verdient. Dabei blicken wir auf den wundervollen Alpenkranz mit den markanten und bekannten Gipfeln wie Eiger, Mönch und Jungfrau.
Später wandern wir auf dem Grat westwärts. Dies ist der offizielle und markierte Wanderweg durch den Wald. Überall treiben die Bäume aus und zeigen ihre hellgrünen Blätter. Die Buche mit ihren haarigen Jungblättern gefällt mir gut. Plötzlich weist uns Clemens bei einer unauffälligen Stelle zum Halt an. Nur ein unscheinbarer, roter Punkt auf einem grösseren Stein weist die Abzweigung zum Clubwägli, welches wir für den Abstieg wählen.
Ähnlich steil führt es uns einige hundert Höhenmeter abwärts. Auch hier wählen wir unsere Schritte vorsichtig. Im steilen Gelände rutsche ich dann tatsächlich auf dem Restlaub aus, glücklicherweise an einer ungefährlichen Stelle. Wir kraxeln wieder über umgefallene Baumstämme, über felsige Stellen und queren mit Hilfe von Sicherungsstangen eine kritische Stelle. Wir begegnen einem Paar im Aufstieg. Infolge nicht vorhandener Schwindelfreiheit drehen sie bald um. Sie haben wohl den regulären Wanderweg verpasst.
Zum Abschluss kommen wir an der eindrücklichen Chesselbachschlucht vorbei. Unter einem kleinen Wasserfall kühle ich meinen Kopf. Schliesslich verabschieden wir uns bei der Kirche in Rüttenen.
Unser Organisator Clemens führte die Wanderung aufmerksam und ging auf alle Beteiligten prima ein. So schafften es alle unfallfrei auf den Gipfel und auch wieder zurück nach Rüttenen. Herzlichen Dank für diesen schönen Tag, den respektvollen Umgang untereinander und die angenehmen Gespräche. Das war ein perfekter Auftakt in die schneefreie Wandersaison.
Dank an Marc A. für die Verwendung einiger Fotos.