Prolog: Tags zuvor eine gemütliche Wanderung zu den 5 Seen am Gotthardpass gemacht, welche von den Naturfreunden Schaffhausen organisiert wurde. Ich war dort «Schnuppergast». Die gemeinsame Rückreise beendete ich in Brunnen, wo ich mein letztes Reisestück per Schiff, Zahnradbahn und Bus zurücklege. Denn ich übernachte in Seelisberg. Diese Privatunterkunft bietet mir ein Bett auf dem Balkon an, sodass ich unter einer warmen Decke in den freien Himmel sehen kann und somit nebst dem Hausdachvorsprung ein Sternendach über mir habe. Welch ein famoser Auftakt in den neuen Tag.
Nun, wie gelangt man möglichst herausfordernd auf den Niederbauen Chulm? Kurz und knackig und mit einer gewissen Steilheit. Ich treffe mich mit meiner heutigen Wanderbegleitung Elvira in Seelisberg. Mit der selbst zu bedienenden Kleinseilbahn fahren wir bis zur Alpbeizli Weid. Wir legen die erste Etappe also schwebend mit prima Aussicht auf das Seeli von Seelisberg zurück. Die felsige Spitze des Niederbauen Chulm thront mächtig vor und über uns. Nach einem Erfrischungsgetränk geht unsere Wanderung los. Zuerst über Viehweiden – die eine Kuh meint doch tatsächlich, sie müsse mich vom Weg schubsen – durch Hecken und Wald bis zur Alp Lauweli. Hier wechselt der Weg in weiss-blau-weiss.
Den Blick nach oben an die Felswand des Niederbauen werfend, denke ich: Schön steil und teils recht geröllig. Weiter geht’s, Schritt um Schritt. Wir sind heute alles andere als die Einzigen im Aufstieg. Somit schwindet meine Hoffnung, in den Felswänden auf Steinwild zu treffen. Spannend bleibt es trotzdem. Wir nähern uns der Einstiegsstelle in die Felswände. Zuerst führen Ketten am schmalen Felsband entlang, dann geht’s über wenige Metallstifte und über eine kleine Treppe weiter. Und zack, schon stehe ich vor dem Felstunnel, durch welchen uns eine längere Leiter zum oberhalb weiterführenden Pfad leitet. Solche Passagen gefallen mir immer äusserst gut. Die heutigen kurzen Kletterpassagen sind leicht überwunden. Und mal ehrlich, Leitern sind ja eine Hilfe und kein Hindernis.
Der nun noch schmalere Pfad führt im stetigen Zickzack nach oben. Ich finde es spannend, immer wieder zwischen den flankierenden Felswänden in die Tiefe zu blicken. Vielleicht zeigt sich ja doch noch ein Steinbock… Elvira und ich gelangen kurze Zeit später zum grasbewachsenen Sattel – geschafft, high five! Nur noch zehn Minuten trennen uns vom eigentlichen Gipfel des Niederbauens. Und dies ist schliesslich wirklich eine Belohnung. Die Panoramaaussicht auf den Vierwaldstättersee ist von hier erstklassig. Weniger Begeisterung lösen für mich die zahlreichen Besucher aus, die über die einfachen Wanderwege zu diesem grandiosen Aussichtspunkt gekommen sind. Es ist gar nicht die Art der Wanderwege – ich geniesse ja ab und zu auch ein T2 – sondern einfach wieder die (laute) Masse an Menschen.
Zwischenzeitlich gelüstet es uns nach einem erfrischenden Drink und etwas zwischen die Zähne. Wir machen uns bei immer noch prächtigem Wanderwetter auf zum Berggasthaus Niederbauen. In diesem kulinarisch angesehenen Gilde-Betrieb verpassen wir um zehn Minuten die grosse Mittagsmenükarte und entscheiden uns anstelle der daraus am Nebentisch servierten «gluschtigen» Teller für einen Flammenkuchen der Nachmittagskarte. Tja kommt davon, wenn man zu lange mit den Tandemgleitschirmpiloten plaudert und ihnen bei der Vorbereitung und Abflug mit Tandempassagieren zuschaut. Währenddem wir unseren Aufenthalt auf der Sonnenterrasse geniessen, heben sich immer mehr Tandemgleitschirmflieger in die Lüfte.
Der wunderschöne Tag geht mit einer Seilbahnfahrt nach Emmetten hinunter zu Ende. Herzlichen Dank, liebe Elvira.