Ausgangs- und Treffpunkt Braunwald. Hier treffe ich auf die drei Ladies, mit welchen ich dieses Wochenende verbringe. Die liebe Sandra hat für das Organisatorische gesorgt. Mit der kombinierten Sessel-/Gondelbahn fahren wir bis zur Bergstation Gumen. Ab hier kommen unsere Füsse zum Einsatz.

Mein Wunsch, bald einen Alpensalamander zu sehen, erfüllt sich gleich zu Beginn der Wanderung. Sandra deutet auf die schwarze Echse, und ich hüpfe vor Freude. Den wiffen Winzling ins rechte fototechnisch Licht zu rücken, ist dann eine andere Sache. Schliesslich verkriecht er sich zwischen Steinen. Nach dem Wegpunkt Bützi zeigen sich die ersten grossflächigen Karrenfelder. Sie ziehen sich über die Ergismatt und Charetalp weiter. Ich liebe es, darüber zu gehen, sofern gut möglich. Fotoshootings gibt es zwischen den witzig geformten Blöcken. Bei aller Freude gilt es auch, achtsam zu sein. Karst kann ganz schön scharfkantig sein und einfach Verletzungen verursachen. Die verschiedenen Pflanzen, die überall dazwischen hervor wachsen, sind willkommenen Farbtupfer im Grau.

Es sind nicht allzu viele Menschen in diesem Tal unterwegs. Ich geniesse die durch den Nebel mystisch verzauberte Landschaft. Die sonnigen Tagesabschnitte geniessen wir daher umso mehr. Schafe grasen zwischen den Felsblöcken. Und da, eines humpelt! Es setzt sein linkes Vorderbein gar nicht mehr auf und seine Schulter ist arg angeschwollen. Daher melden wir dies kurz darauf dem Älpler bei seiner Hütte. Beschreibung der Verletzung und ungefähre Ortung – mehr können wir nicht tun. Rund um die Hütte dürfen auch noch die Ziegen auf die saftig-grüne Weide. Eine ganze Herde dieser Paarhufer begegnet uns und einige sind ganz schön neugierig.

Über das Grossbodenkreuz erreichen wir gegen 17 Uhr das Berggasthaus Glattalp. Hier treffen wir auch auf die Fünfte im Bunde. Moni ist angehende eidg. Wanderleiterin und wollte für ihre bevorstehende Aktivität im hohen Norden noch trainieren und ist deshalb eine anspruchsvollere Route gegangen. Wir haben den Luxus, ein Zimmer für uns alleine zu haben. Bis das Abendessen parat ist, verweilen wir draussen auf der Terrasse. Jetzt sind auch noch die Schweine los. Der Alpbauer nebenan lässt sie frei rennen, so cool. Doch die eine Kuh fühlt sich von einem lebhaften Glückssymbol-Tier belästigt und wehrt sich. Ist ja auch ein Frechdachs, ständig an ihr Euter zu wollen. Es gibt ein leckeres Abendessen. Das Alpenglühn taucht die umliegenden Berge in orange und rundet den Tag ab. Bettzeit.

An Tag 2 begleitet uns Moni noch bis zum Glattalpsee. Dann ziehen wir wieder zu viert weiter: Sandra, Isabelle, Andrea und ich. Die gestern noch mystisch in grau gehaltenen Chilchberge zeichnen sich heute klar vom blauen Himmel ab. Rechterhand ist ein karges Felsband mit einigen Gipfeln. Die dürfen für ein anderes Mal noch warten.

Die Glattalp gehört zu den kältesten Orten der Schweiz. So werden im Winter regelmässig Tiefsttemperaturen unter -40°C gemessen, so beispielsweise im Februar 2021 mit -44,4 Grad. Den absoluten Minusrekord gab es am 7. Februar 1991 mit -52,5°C. Auch die Schneehöhen können sich sehen lassen. Bis zu 5 Meter ist gang und gäbe. Der Hüttenwart meint jedoch, dass die Schneemassen dem Gebäude gewöhnlich nicht schaden.

Ok, zurück zum Bergwandern. Rund um den Glattalpsee geniessen wir den blumengesäumten Weg und die neugierigen Kühe, die dort weiden. Sandra wird schon fast von einer Kuh geküsst. Um zu fotografieren sitzt sie auf einem Felsblock. Die Kuh findet dies offenbar spannend und ihr Hals wird immer länger, bis meine Kollegin eben fast mit der rauen Zunge abgeleckt wird. Bis zur fast 2’400 Meter hohen Furggele zieht es sich doch etwas, weil der Aufstieg über loses Geröll führt. Schliesslich zwischen dem Höch Turen und dem Ortstock zu stehen, ist jedoch eindrücklich. Kahle Landschaften haben ihren Reiz.

Wir glauben, das Geröllfeld hinter uns zu lassen, doch der Abstieg zum Lauchboden ist genauso mit losen Steinen übersät. Ein paar kleinere Schneefelder liegen noch in der Wegführung. Ob hinauf oder hinunter – alle «kämpfen» mit dem losen Gestein, das doch leicht einen Ausrutscher oder gar Steinschlag verursachen kann. Es verläuft jedoch alles gut, und so gönnen wir uns auf dem leicht moorigen Lauchboden eine Rast.

Gestärkt geht es zum Bärentritt. Diese Stelle überwindet 300 Höhenmeter innert kurzer Distanz, sprich es geht steil hinunter. Einzelne kettengesicherte Passagen meistern alle Ladies wunderbar. Als wir bei der Alp Ober Stafel ankommen, macht sich der Gedanke breit: bald geschafft. Doch es dauert nochmals rund eine Stunde, bis wir via der Ornenwand zurück in Braunwald sind. Dieser Waldabschnitt ist angenehm kühl und versetzt mich leicht in Märchenstimmung. Moosbewachsene Steine, verdrehte Äste, üppige Farne – herrlich. Zwei kunterbunte Tage gehören schon bald der Vergangenheit an respektive werden hier zur Erinnerung festgehalten.

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