Der Tag beginnt warm und sonnig – perfektes Wanderwetter. Ich treffe mich mit Wanderkollege Peter in Leukerbad. Bis wir vor der Talstation der Bergbahn stehen, ist noch offen, ob wir diese nutzen oder zur Gemmi hoch wandern. Wir schauen uns die fast senkrechten Felswände an, schauen uns an, und entschliessen uns, die gut zwei Stunden für den Bergwanderweg zu investieren. Bis an den Fuss der Felswände führt uns der Weg sanft über Wiesen und durch Waldabschnitte hoch. Selbst als wir unten am Fusse der Wand stehen stellt sich immer noch die Frage: Wo soll es da hoch gehen? Irgendwo durch die Rinne, das ist klar. Und so ist es denn auch. Ich hatte mir einen richtigen Bergwanderweg vorgestellt. Er ist allerdings sehr gut ausgebaut, wohl zum Wohle der internationalen Kundschaft. Nun ja, nach den rund tausend Höhenmetern sind wir allemal geschafft und gönnen uns erst einmal eine Rast und einen Kaffee im Berghotel. Früher gab es hier noch ein zweites Hotel, das mittlerweile geschlossen und am Verfallen ist. Uns fasziniert der Klettersteig schon eher, doch den verschieben wir auf ein anderes Mal.
Aufgewärmt, gestärkt und guten Mutes starten wir in Richtung Lämmerenboden. Gleich geht’s durch einen kleinen Tunnel. Beim Jägerboden liegt noch etwas Schnee und so suchen wir uns den Weg daneben. Spannend, denn wir entdecken ein lustiges Guckloch aus Schnee, was sich für ein paar Fotos gut eignet. Mir gefällt die folgende steinige Ebene rund um den Lämmerensee.
Ein letzter Anstieg bringt uns zur Lämmerenhütte, die von unzähligen Steinmännchen umgeben ist. Hier verstecke ich meinen kürzlich gefundenen «CH Rocks Original-Stein». Eine wunderbare Aussicht auf den Lämmerenboden und den Gemmipass sowie auf das Lämmerenhorn dürfen wir geniessen. Geniessen tun wir auch später das leckere Abendessen und unsere private Koje. Für einen kleinen Aufpreis habe ich ein Kleinzimmer gebucht. Ausnahmsweise liegt auch eine warme Dusche drin. Dies sollen jedoch nicht die einzigen Höhepunkte sein. Rund um die SAC-Hütte sammeln sich gegen den Abend hin etliche Steingeissen mit ihren Jungtieren und der eine oder andere, ältere Steinbock. Noch mehr Freude und definitiv ein Lächeln zaubern mir die Murmeltiere ins Gesicht. Diese sind noch zahlreicher als das Steinwild vertreten. Vor allem ist es das eine Jungtier, welches immer wieder neugierig aus dem sicheren Bau herauslugt. Wenn es zu frech wird, packt es die Mutter mit ihren kräftigen Zähnen und bringt es zurück in die Sicherheit des Baus. Wenig später schaut es dann wieder aus dem Erdloch hervor. Sooo putzig! Andere Murmeltiere kommunizieren lautstark auf den Hinterbeinen stehend, wieder andere spielen miteinander. Es macht Spass, ihnen zuzuschauen. Peter und ich unterhalten uns noch über die Tiervielfalt beim Muttsee, wo wir letztes Jahr zusammen wandern waren. Kaum ausgesprochen, taucht auch hier auf der Lämmeren ein Fuchs auf. Und um den Tag respektive die Nacht abzurunden, macht sich Peter irgendwann im Dunkeln auf, um draussen den Vollmond zu fotografieren.
Der zweite Tag beginnt mit einem Abstecher zum Abbruch des Wildstrubelgletschers. Die abgeschliffenen Steine sind beeindruckend. Auch dieser Teil von Resteis lässt uns staunen, selbst wenn wahrscheinlich bis in einem Jahr nichts mehr davon übrig sein wird. Vorsichtig treten wir auf die Eisfläche und bestaunen die Formationen. Freude herrscht erneut, denn wir entdecken einen Eistunnel. Wir betreten auch diesen vorsichtig. Überall tropft es herab. Die Gefühle sind gemischt. Einerseits ist es faszinierend, über Gestein und Felsen zu gehen, die bis vor kurzem für …… Jahre unter Eis begraben waren. Andererseits machen die schwindenden Eismassen nachdenklich.
Die heutige Etappe führt uns schliesslich über die Rote Totz Lücke und dem Tälli zum Chindbettipass. Der aktuell noch in den Karten verzeichnete Tälligletscher ist einfach ein kompaktes Schneefeld. Der Hang ist nicht besonders steil, dennoch begehen wir diesen Teil mit der nötigen Aufmerksamkeit. Der Himmel zieht immer mehr zu, doch das war angekündigt. Auf dem Chindbettipass lege wir eine kurze Pause ein und plaudern mit den zwei Wegarbeitern, die gerade einen Mehrfachwegweiser wieder richtig platzierten. Dank dem freundlichen Austausch weist uns der eine Herr auf Edelweisse hin, die etwas versteckt hinter den Felsen wachsen. Welche Freude, besonders, weil Peter beim Aufstieg zur Roten Totze bereits eines entdeckt hat.
Die Wolken werden dichter, der Wind stärker. So machen wir uns zügig auf den Weg zur Engstligenalp. Während wir im Berghotel etwas essen, beginnt es in Strömen zu regnen. Ok, dann mit der Bahn runter nach Unter dem Birg und weiter mit den ÖV nach Hause.
Zwei Tage voller Abwechslung, Anstrengung, Erlebnis, Freude, Genuss, Kulinarik, Naturschönheiten, Tiere, Wetterschwankungen und Zugfahrten.