Das sonnige Tösstal lockt mich aus meiner Wohnung. Ich starte meine heutige Wanderung in Wald/ZH. Ein erster Höhepunkt ist das Sagenraintobel, welches ich bereits von einer früheren Wanderung kenne. In der aktuellen Jahreszeit erlebe ich das sehenswerte Tobel neu.
Ein knallbuntes Graffiti begrüsst die Besucher eingangs in den Wald. Der Schmittenbach fliesst durch moosbewachsene Steinbrocken und sowohl über natürliche als auch teilweise künstlich geschaffene Schwellen. Durch die häufigen Regenfälle der vergangenen Tage führ er ordentlich Wasser. Gleich zu Beginn zeigt sich ein erster tosender Wasserfall.
Bei einer Wegverzweigung gehe ich noch ein Stück den Trampelpfad am Bach entlang. Doch die Hoffnung, den hinteren höheren Wasserfall zu erreichen, zerschlägt sich bei den grossen Nagelfluh-Felsbrocken. Der Wasserstand ist zu hoch um durchzukommen, und ich verzichte bei diesen Aussentemperaturen auf ein hüfttiefes Nasswerden. Immerhin gelingt mir ein Foto von oben.
Da heute der Hüttchopf mein Ziel ist, zweige ich aus dem Tobel ab in Richtung Gehöft Aa. Via dem Josenberg mit einer Fichten-Allee steige ich gemächlich höher bis Überzütt und erreiche schliesslich die Alpwirtschaft Scheidegg. Heute geschlossene Gesellschaft, doch ich hatte eh nicht vor, einzukehren. Reges Treiben herrscht auf dem Hügel neben dem Restaurant. Hier ist ein beliebter Startpunkt für Paragleiter. Etliches an „Flugpersonal“ breitet seine bunten Gleitschirme aus oder ist bereits in der Luft.
Noch ein paar Wegbiegungen und ich habe auf 1‘232 Höhenmetern einen wundervollen Rundumblick. Der Hüttchopf ist ein Exot im dicht bewaldeten Tösstal. Frei von Bäumen ist er kahl wie eine Glatze und bietet genau darum eine perfekte Sicht vom Säntis entlang dem Alpenkamm zum Zürichsee und weiter. Mein Blick schweift auf die Nachbarshügel Schnebelhorn, Bachtel und Hörnli erzeugt ein zufriedenes Lächeln. Diese Hügel hab ich alle schon teils mehrfach erwandert. Der Blick in Richtung Norden ist recht dunstig, die Sicht eingeschränkt. Der Glatzkopf weist mit seiner Gipfelglocke noch eine klingende Besonderheit auf. Der Schnee der Bergspitzen leuchtet in der Sonne, und trotz kühlem Wind stärke ich mich mit Verpflegung aus dem Rucksack und geniesse die winterliche Ruhe und Aussicht.
Über den Nordrücken des Hügels ziehe ich weiter. Unter meinen Füssen sehe ich nach wie vor kaum Schnee. Der Regen hat die Wege gar rutschig gemacht. Interessante Dinge sehe ich dennoch. So gibt es hier einzelne Biotopbäume. Etliche schräg und kurios wachsende Buchen machen mich glücklich. Einige scheinen sich zu umarmen und um sich zu tanzen. Andere streben mit Schwanenhälsen in die Höhe. Ich liebe diese verdrehten Gesellen. Und an einigen kleineren Tannen hängt Tierhaar. Ich vermute, dass sich hier Vieh vom nahen Hof gerieben hat. Für Hirsch oder Reh dünken mich die Haare zu dunkelbraun und zu gelockt.
Bei Tannen verlasse ich den Hüttchopfweg mit der offiziellen Nummer 846. Über Löcheren und Brand, von wo der Skilift von Fischenthal startet, kehre ich zum Bahnhof zurück.
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