Heute fahre ich mit dem Bus bis Schwanden Säge. Die Eckdaten der heutigen Wanderung lauten 12 km, 5 Std., 1‘100 m. Im Bus sind noch wenige weitere Wanderbegeisterte. Schliesslich ziehe ich mit Saskia los, die ich kurz nach dem Start im Aufstieg treffe. Wir verstehen uns auf Anhieb gut und beschliessen, den Panoramaweg auf und um das Sigriswiler Rothorn gemeinsam zu bestreiten.
Das Sigriswiler Rothorn hat eigentlich zwei Gipfel, die durch einen kleinen Sattel voneinander getrennt sind. Der offizielle Wanderweg führt über die Südwest-Seite hoch und an wilden Karrenfeldern vorbei. Oh, wie ich diese Karstgebilde liebe!
Doch bleiben wir erstmal beim Aufstieg. Wieder ist es kühl nordseitig. Über diverse Alpweiden und Alphöfe und durch schattige Wälder kommen wir prima voran. Bei der Zettenalp dürfen wir die aufsteigende Sonne beobachten, wie sie leuchtend über den Bergkamm emporkommt – welch faszinierendes Naturschauspiel! Ein steiler Bergwanderweg folgt. Ich erfreue mich an einer Felsnase, die wie eine Zwergenmütze aussieht. Noch eine Besonderheit zeigt sich auf dem Weg: Das Schafloch. Nächstes Mal nehme ich die Stirnlampe mit, doch rund 600 Meter ohne Licht durch einen eher engen und feuchten Durchgang müssen jetzt nicht sein.
Nochmals führt der nun schmale Pfad hinter dem eigentlichen Gipfel hindurch, bis wir bei Punkt 1921 den Geländesattel des Sigriswilgrats erreichen. Endlich stehen wir in der wärmenden Sonne! Die letzte Viertelstunde war dies unsere Motivation, rasch voranzukommen. Der Pfad führt jetzt südlich um den majestätischen Gipfel herum bis zum Wegweiser am Rothornfuss. Nun noch die letzten 20, teils kraxligen Minuten bis auf den Gipfel. Immer wieder hören wir die Hirsche röhren. Ihr Brunstruf hallt sehr gut hörbar aus dem Justistal die Bergflanken hoch.
Das mit dem 360 Grad-Panorama ist heute so eine Sache… Wieder und wieder verschliessen dichte Nebelschwaden den Ausblick. Doch im Verlaufe des Tages haben wir die 360 Grad zusammen, wenn auch in etlichen verschiedenen Abschnitten. Mal da kurze Sicht ins Justistal, dann reisst der Nebelvorhang kurz hinüber zum Niederhorn und den Berner Alpen auf, dann in Richtung Thun.
Auf dem Gipfel rasten wir und finden einen grossen Materialsack. Die darin enthaltenen Holzstücke weisen auf ein ehemaliges Gipfelkreuz hin. Auch restliche Verankerungen zeigen, dass es hier mal gestanden haben muss.
Beim Abstieg ruft Saskia plötzlich: Schau, da ist ein Edelweiss! Unsere Freude über die geschützte Alpenpflanze ist gross. Es ist für mich erst das zweite, wild wachsende Exemplar, welches ich zu Gesicht bekomme.
Den Rückweg antretend passieren wir zuerst weitere Karrenfelder. Später in einem kleinen See entdecken wir etliche Molche. Via Bodmi und Stampf kehren wir schliesslich zum Weiler Säge bei Schwanden zurück.
Weitere Informationen zum Schafloch, inkl. Begehungsvideo:
(Webseite aufgerufen am 30.10.2022)