Genauer sind es drei Tage, die ich unterwegs bin. Ich quartiere mich im Schlaffass auf dem Marchhof bei Heiligkreuz/Ragnatsch ein. Bald bin ich auf dem Jubiläumsweg unterwegs, durchstreife den Wald und erblicke einen grossen Felsbrocken inmitten einer Wiese. Obelix hat wohl seinen Hinkelstein verloren. Später entdecke ich einen mächtigen Kastanienbaum mit stattlichem Stammumfang. Und schon erreiche ich die Abzweigung zum Berschner Fall. Eindrücklich tost das Wasser über die Felskante und prallt 46 Meter tiefer auf. Die Lichteinstrahlung zaubert einen schillernden Mini-Regenbogen hervor.
Im Dorf Berschis angekommen, zweige ich zur Lourdes-Grotte ab, naja – nett. Den Ughür Brunnä finde ich um Einiges spannender, und die Aussicht vom Kapellenhügel St. Georgen über Flums ist den Abstecher wert. Abends vor meinem Schlaffass mache ich eine glückliche Entdeckung – ein vierblättriges Kleeblatt wächst genau vor dem Eingang zu meinem Fass. Zur Schlafenszeit schliesst es seine vier Blätter zusammen, und ich lege die Decke über mich.
Tagwache: Im Bus nach Flumserberg Tannbodenalp treffe ich auf meine Wanderkollegin Sandra. Ab dem Maschgenkamm wandern wir los, ohne jedoch beim Restaurant Maschgeluggä noch auf ihren kürzlichen Geburtstag anzustossen. Auch auf zwei erlebnisreiche Wandertage prosten wir uns zu.
Wanderung über Plattis und Alp Fursch, wo sich im Garten ein einladendes Freiluftbett präsentiert. Wir ziehen durch bis zur Spitzmeilenhütte mit fantastischem Ausblick zu den Churfirsten, der Alvier-Kette und Hochgamatsch. Kurze Mittagsrast bei beachtlicher Windstärke, und wir hängen noch eine dreistündige Runde zum Spitzmeilen an. Das Schlussstück durch den felsigen Kamin auf den Gipfel ist kettengesichert. Diese sind tatsächlich sehr nützlich; keine Ahnung, wie ich sonst ohne Gämsengene hinauf gekommen wäre. Der kurze Auf- und Abstieg empfiehlt sich im Alleingang, wegen Steinschlaggefahr.
Zurück in der Hütte erfrischen wir uns und machen unser Bettzeug parat. Ich gönne mir für fünf Stutz eine warme Dusche. Die leckeren Älplermagronen machen uns satt, sodass wir danach noch genug Energie haben, Wolkenformationen zu interpretieren. Genug durchgewindet für heute. Oder doch nicht? Die Nacht ist ebenfalls ziemlich zugig; es pfeift nonstop um alle Ecken und durch alle Ritzen.
Auch am Folgetag pustet uns der Windgott seinen kräftigen Atem um die Ohren. Unser Aufstieg erfolgt via dem Madseeli zum kargen und steinigen Wissmeilenpass. Der Wind haut uns hier fast um. Wir folgen weiter dem geologisch beeindruckenden Sardona-Welterbe-Weg. Via einigen Alphöfen geht’s angenehm weiter. Überall präsentiert sich die Alpenflora in vielfältiger Weise. Hier sehen wir auch den Türkenbund, eine sehr schöne Lilienart. Etliche letztjährige Kuhfladen, aus denen frische Pilze spriessen, zieren ab und an den Weg. Ein letzter Anstieg ab dem mit einem grossen Felsbrocken geschützten Widersteiner Hüttli, und wir stehen auf der Widersteinerfurgglen. Eine Überraschung folgt noch: Plötzlich zischt es neben meinen Füssen, ich schaue mich um. Grüezi wohl, liebe Kreuzotter – und schon zischt sie ab. Immerhin einen kurzen Blick konnte ich auf die Schlange erhaschen.
Das Ziel ist nun nah. Wir erreichen eine halbe Stunde später den oberen und mittleren Murgsee. Dazwischen ruht die rustikale Murgseehütte. Eine Holzskulptur von Peter Bissig begrüsst uns hier… ähm, nicht wirklich, der rote Mann blickt hinunter zum See. Es folgen ein Gewitter, eine weitere leckere Mahlzeit und eine ruhige Nacht im Massenlager.
Der dritte Tag zeigt sich neblig. Wir wandern dennoch dem Murgbach entlang bis nach Murg hinunter. Es sind rund vier mystische Stunden durch ein wildes Tal, wo wir bei einem Hof noch Alpkäse kaufen. Zum Abschluss unserer gemeinsamen Zeit geniessen wir einen Snack an der Weesener Wasserfront.