Alpenrosen und Moorseen
Juni 23, 2022

Beim Arnisee muss es schön sein, denn seit meine Mutter mir davon erzählt hat, schwärmt sie erneut für diesen See und die Gegend. „Bei Intschi musst du mit der Seilbahn hoch.“ Intschi – ist das in der Schweiz…? Ich finde die Ortschaft tatsächlich auf der Karte.

Der Sunnig Grat ist der Urner Gipfel der diesjährigen 26 Summits. Früh aufstehen, denn ich will genug Zeit haben für die Tour. Da ich ja stets lieber in den Höhen wandere als in den unteren Regionen, nehme ich die kleine, gelbe Seilbahn ab Amsteg. Den wunderschönen Arnisee erreiche ich von der Bergstation aus in nur 30 Minuten. Herrlich still liegt der See inmitten der grünen Umgebung von Uferzone und angrenzenden Wäldern. Ja, es ist wirklich schön hier. Und so früh ist es noch fast menschenleer.

Der Weg zur Sunniggrathütte zweigt ab und führt die ersten Höhenmeter durch den Grüen Wald. Immer wieder darf der Blick durch Baumlücken in die Ferne schweifen. Ringsherum präsentieren sich massive Berge, beispielweise der Bristen und die Windgällen.

Über den Riedboden und Grossgand erfreut mich die reiche Vielfalt der Alpenflora, auch wenn ich einige Pflanzen schon mehr als genug gesehen habe. Doch soooo viele Alpenrosen! Ganze Teppiche bedecken die Hänge. Wunderschön! Hochmoorige Stellen mit kleinen Seen und dem typischen Wollgras runden das Naturbild ab. Ältere Herren hätte es wohl gefreut, mir hier ein unfreiwilliges Bad zu gönnen. Ne ne, nix da mit Reinschubsen.

Schliesslich lasse ich die Baumgrenze hinter mir und die Hütte links liegen. Die Wanderung führt sportlich über einige Felsblöcke zum Sunnig Grat – einem weiteren Gipfel mit 360 Grad Rundumblick. Etwa 700 Höhenmeter tiefer liegt der Arnisee, und auf der anderen Seite ist der Urnersee sichtbar.

Nach der Mittagsrast ziehe ich über den Hügelzug weiter und begegne den schon vom Sunnig Grat aus gesichteten Kühen. Von Nahem entpuppen sich die Kühe allerdings als Lamas. Spucken sie? Nein, sie gucken und rennen weg. Ob sie mein roter Kopf erschreckt hat? Nächster Abschnitt ist das raue Langchälengrätli. Bei Fürggi muss ich leider meinen Plan der Kaffeepause in der Leutschachhütte streichen. Der Weg dorthin ist infolge des winterlichen Firn-/Schneeniedergangs noch gesperrt. Schade! Doch mein Blick erhascht einen Wasserfall. Tja, dann mache ich eben dort eine Pause. Gesagt, getan. Das intensive Wasserrauschen und der Blick ins saftig grüne Leitschachtal beruhigen meine Sinne.

Eine Besonderheit soll mich bei einem grossen Felsblock am Wegesrand überraschen. Eher zufällig schaue ich nochmals zurück auf den Weg. Hä, was ist denn das? Am Felsblock angebracht sind zwei Tafeln: Der Uri-Stier und… Ach so, ich stehe hier genau im geometrischen Mittelpunkt des Kantons Uri.

Zurück beim mittlerweile bevölkerten Arnisee umrunde ich diesen noch und fahre dann mit der roten Seilbahn nach Intschi. Ein genialer Wandertag in traumhafter abwechslungsreicher Landschaft geht zu Ende.

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