Bei bestem Frühlingswetter erreiche ich Brunnen, wo ich mich mit meiner Wanderbegleitung treffe. Armando hat die Tour schon mehrmals gemacht, und gerne nutze ich seine Erfahrung. Wir ziehen gleich los in Richtung Ingenbohl und überqueren die Muota über die schöne, denkmalgeschützte Wyler-Brücke.
Die zwei imposanten Felsnasen Bützi und Stockflue springen schon von weitem ins Auge – genau, da wollen wir hin. Erst gemächlich, dann immer steiler steigt der Weg an, und schon bald haben wir fast freie Sicht auf den Urnersee und die umliegenden, noch verschneiten Berggipfel. Eine gute Grundkondition und gutes Schuhwerk sind hier nützlich – am Ersteren darf ich noch arbeiten… Mit Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und etwas alpiner Erfahrung ist man hier auch gut bedient, bewegt sich diese Kraxel-Wanderung im Bereich T4 (stellenweise T5). Herzhaftes Zupacken und sich Hochstemmen an den Felsbrocken gehört hier dazu.
Zwischenziel ist das markante Bützi auf 917 m, mit originellem Gipfelbuchkästchen. Die Aussicht ist einfach herrlich. Bis hierher war der Weg zwischen Buchen, Fichten, Föhren und Stechpalmen hindurch gut machbar. Doch ich weiss, nun geht’s 2x fast senkrecht an den Felswänden hinunter. Fixe Stahlseile und Metaltritte sind eine willkommene Hilfe – ohne diese hätte ich wohl gestreikt.
Nach einer kurzen, einfacheren Passage steigt der Trampelpfad wieder steiler an, und etliche Male werden alle Viere gebraucht, um weiterzukommen. Obwohl die Felsen fest sitzen und es sich gut daran hochziehen und abstützen lässt, ist es wegen teils scharfen Felskanten dennoch wichtig, zuerst hinzuschauen. Bäume mit ihrem kunstvoll verschlungenen Wurzelwerk bilden willkommene Haltegriffe und erleichtern das Vorankommen. Immer wieder in den Bergen staune ich über ihre schiere Kraft, sich an blanken Felsen sturmsicher festzukrallen. Sie finden selbst immer einen Weg, um sicheren Halt zu finden.
So gehe ich weiter schnaufend entlang der Westkante der Stockflue hoch bis zur Hütte kurz unterhalb des Gipfels. Mein sportlicher Wanderbegleiter lehnt schon gemütlich an der Hüttenwand und blinzelt in die Sonne. Über eine kurze Leiter und Eisenklammern sowie nützlichem Fixseil erklimmen wir schliesslich die letzten Meter hoch zum Gipfel auf 1‘137 m. Vom Panorama-Bänkli aus geniessen wir trotz aufkommendem Dunst die fantastische Aussicht in die Ferne und den Talkessel.
Im Restaurant bei der Gondel-Bergstation Urmiberg/Timpel gönnen wir uns eine leckere Zwischenverpflegung, bevor es über den „Timpelweg“ die rund 700 Höhenmeter wieder runter nach Brunnen geht.
Muskelkater wird mich die nächsten zwei Tage an diese Tour erinnern, hihi. Dennoch, hierher werde ich zurückkehren.