Heute bin ich mit einer weiteren Frau unterwegs. Damit wir zeitig starten können, durfte ich gestern schon bei ihr übernachten. Um halb Neun erreichen wir per Auto den Tannenboden, und der Bergjet bringt uns hoch zum Maschgenkamm. Unsere geplante Tour ist mit 5,5 bis 6 Stunden ausgeschildert, daher erlauben wir uns den bequemen „Zustieg“ auf rund 2‘000 Höhenmeter.
Die umliegende Bergwelt lädt mit einem warmen Morgenlicht ein. Der markante Spitzmeilen ist in der Ferne sofort erkennbar, doch diese Tour muss bis nächstes Jahr warten.
Sieben Gipfel an einem Tag – das sprach mich an, und erste Schritte führen uns zum Ziger. Im Anstieg zum Leist nehmen wir rund 200 Höhenmeter mit und folgen dem Weg weiter zum Rainissalts. Yep, die ersten drei Gipfel sind somit erreicht. Gegen Westen zeigt sich unter anderem ein bekannter Glarner, der Mürtschenstock.
Die ungefährliche, aber dennoch etwas Ausdauer fordernde Gratwanderung führt in einem leichten Auf und Ab weiter zum Gulmen. Mit einem kurzen Abstecher zum Hoch Gamatsch nehmen wir noch einen zusätzlichen Gipfel mit. Etwas später machen wir Rast. Von unserem Platz aus ist erstmals der Walensee sichtbar. Ein Herren-Duo kreuzt zum x-ten Mal unseren Weg, und für den Moment sind sie wieder im Wandervorsprung. Ich lasse den Blick schweifen und entdecke eine auffällige Felsformation: Galapagosechse geht mir spontan durch den Kopf. Dann erst – beim genaueren Hinsehen – erblicke ich zusätzlich ein menschliches Gesicht im einen Steinbrocken.
Den 5. Gipfel Cuncels erreichen wir über einen schönen Hügelzug, und der Blick voran auf die letzten beiden Gipfel macht uns neugierig. Dies auch, zumal wir hier kurz mit einem Gleitschirm fliegenden Herrn ins Gespräch kommen. Er verrät uns, dass vor allem der Gross Güslen eine tolle Überraschung parat hat. Jetzt bin ich zappelig. Na, dann los!
Nach dem Chli Güslen wird der Weg kurz noch etwas anspruchsvoller und weist ein paar kurze, mit Seil gesicherte Stellen auf. Sie sind jedoch problemlos zu passieren. Und dann stehen wir auf dem Gross Güslen. Auf Gipfel Nummer 7 fällt mir die Kinnlade runter, wo sie wohl gefühlte fünf Minuten lang auch bleibt… Welch ein Ausblick! Die gesamte Bergkette vom Leistchamm über die Churfirsten bis weiter nach Osten ist sichtbar. Unten schillert der Walensee sind seiner ganzen Pracht. Ich sauge das überwältigende Panorama in mir auf und kann mich fast nicht mehr von diesem grandiosen Ausblick losreissen.
Über die Seebenalp steigen wir ab, kurze Trinkpause auf der Restaurantterrasse. Auf dem breiten Fahr-/Wanderweg bis zum Parkplatz zurück sehen wir erneut rötliche Felsen. Bis jetzt habe ich jedoch noch nicht herausgefunden, welches Mineral den Stein in dieser Farbe erscheinen lässt.
Die wechselnden Eindrücke dieser Tour sind wirklich schön: Die Bündner, Glarner und Innerschweizer Alpen bilden eine abwechslungsweise, hochalpine Kulisse. Die Tour führt auch durch einige Schutzgebiete, unter anderem der Tektonikarena Sardona (UNESCO Welterbe); doch auch dortige Touren müssen bis nächstes Jahr warten. Ich gestehe: Bin vom Flumserberg positiv überrascht.
Meine Begleiterin und ich erreichen das Auto. Beim darauf zugehen, kommt mir der Gedanke, ob wir wohl eine Parkgebühr hätten entrichten müssen. Wir waren heute Morgen so auf unsere bevorstehende Wanderung fixiert, dass keine von uns daran gedacht hat. Unser Sorge währt nur kurz, alles OK, kein flatternder Zettel steckt unter dem Scheibenwischer. Zurück in Greifensee haben wir uns eine Pizza und ein Glas Wein verdient.