… nun ja, soooo wörtlich dürft ihr das nicht nehmen, liebe Leser*innen. Auch am heutigen Tag war ich, ausser einer 5-minütigen Begegnung mit Besuchern aus der Romandie, alleine unterwegs. Wölfen und Bären bin ich keinen begegnet. Doch ich gebe zu: Es ist ein Herzenswunsch, einmal einem freilebenden Wolf begegnen zu dürfen.
Der Regionalbus bringt mich bis zur Haltestelle Herbetswil Wolfsschlucht. Voller Vorfreude betrete ich den Eingang zur Schlucht und ein erstes Wow kommt mir über die Lippen. Die Natur überwältigt mich auf Schritt und Tritt mit steilen Felsen, moosbewachsenen Steinen und hohen Bäumen, die sich weit oben das Licht suchen. Um Fotos zu schiessen, natürlich perfekt, wenn niemand im Weg steht 😉 So kann ich mich einmal mehr nicht zurückhalten, diese bezaubernde Märchenwelt bildhaft einzufangen.
Beim Lochboden gibt’s einen ersten Blick in die Weite. Kurze Zeit später wird der Weg zum Trampelpfad – ich nähere mich dem Bärenloch. Ich spüre meine Aufregung, hatte ich doch schon so tolle Bilder von dieser Höhle gesehen. Die Spannung steigt: Wie sieht sie in echt aus? Nach kurzem, schmalem Anstieg stehe ich unter den mächtigen Felsen. Und ja, da ist das Loch, durch welches der Baum wächst. Die Romands ziehen weiter mit einem murmelnden „c’est très jolie“. Hä?! Ich bin überwältigt! Egal, ich habe die imposante Höhle nun für mich alleine und entdecke nebst den beiden beeindruckenden Felsbrücken auch eine herzförmige Felsstruktur in einer Höhlenwand. Das „Bärenherz“ misst sicher 2 x 2 Meter. Auch Schwalben nisten in Felsnischen. Eifrig versorgen sie ihre Jungen.
Bärenloch: Felsbrücken und Aussicht Bärenloch: Imposantes Gewölbe
Die Schwüle macht mich schliesslich müder als gedacht, obwohl ich insgesamt nur vier recht gemütliche Stunden unterwegs war. Ok, eine davon hab ich sicher unter dem kathedralisch anmutenden Gewölbe der Bärenhöhle verbracht, unter anderem auch mich selbst verpflegend und den Ausblick auf Welschenrohr geniessend.
Im Dorf angelangt, will ich erst noch eine Schlaufe anhängen, nehme jedoch den nächsten Bus zurück nach Balsthal. Kurz denke ich noch: Aufwand- und Nutzen-Rechnung ist heute eigentlich etwas balabala, denn insgesamt bin ich fast fünf Stunden mit den ÖV unterwegs für vier Stunden Erlebnis. Zudem ist Zürich – Bern bekannterweise nicht die günstigste Bahnstrecke. Hm, was soll‘s, für mich hat sich der heutige Tag mehr als gelohnt. Vor dem angekündigten Gewitter bin ich zurück in meinen vier Wänden.