Tierische Gubel- und Giessen-Manie
Juli 24, 2021

Seit ich vor einiger Zeit die ersten tollen Wasserfälle in den Zürcher Tobel entdeckt habe, ist diese Freude mittlerweile schon fast in eine Sucht ausgeartet. Wo gibt es noch welche, die ich noch nicht gesehen habe? Tja, im Tösstal und Umgebung sind da noch zahlreiche – und heute geht’s erneut los zur „Wasserfall-Runde“ bei Bauma.

Zu Beginn des Wanderspaziergangs erinnert mich eine Massivholzbank daran, mit genügend Zeit unterwegs zu sein. Stimmt, besonders in der Natur lohnt sich das immer! Schritt für Schritt trage ich diesen Hinweis mit.

Der Wissenbach bietet gleich drei unterschiedlich aussehende Stufen, über die er plätschernd-tosend hinunterpurzelt. Mich entzückt heute die mittlere besonders.

Über etliche Kleinbücken steige ich hoch bis zur Hohenegg. Hier gibt es eine Grillstelle. Doch ich folge dem Guyer-Zeller-Weg weiter bis zum Abzweiger, der ins Tobel des Lochbachs führt. Die beiden Wasserfälle liegen in unmittelbarer Nähe, führen jedoch – trotz den vergangenen Regentagen – wenig Wasser. Ich geniesse sie dessen ungeachtet, vor allem auch, weil ich bis hierhin noch keiner Menschenseele begegnet bin. Und ich liebe es, an solchen Orten ungestört zu sein, um mich ganz der Natur hinzugeben. Ich finde es vor allem spannend, jeweils mit geschlossenen Augen den Naturgeräuschen zu horchen, und dies wiederum am liebsten bei friedlich plätschernden Bächlein und wild tosenden Wasserfällen. Wasserrauschen zieht mich aktuell besonders intensiv an. Ich geniesse es einfach, ohne zu reflektieren, weshalb. Man muss ja nicht immer alles hinterfragen, nicht wahr?!

Ich trotte gemütlich weiter durch das saftige Grün, lasse den Wind durch mein zerzaustes Haarbüschel streifen und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Und dann mache ich unverhofft doch noch eine menschlich-tierische Begegnung. Zuerst erblicke ich zwei neugierig guckende Ziegen. Sie scheinen zu fragen: Wer bist du und was machst du hier? Bist du vertrauenswürdig? Und ich frage mich: Was machen Ziegen mitten im Wald? Ein paar Schritte weiter entdecke ich den dazugehörenden „Geissenpeter“. Wir unterhalten uns eine Weile über Ziegen, Pflanzen sowie Gott und die Welt. Währenddessen begutachten mich die beiden Ziegendamen. Sie stufen mich als harmlos ein, jede holt ihre Streicheleinheiten ab, bis sie sich wieder am Grün der Umgebung gütlich tun. Etwas später liefern sie sich noch einen kurzen Machtkampf – eher halbherzig, wie ihr Besitzer meint… Wir verabschieden uns, ein jeder geht seinen Weg. Ich schmunzle zufrieden und denke: Wenn du nichts erwartest, wirst du oft reich beschenkt. Dies ist heute definitiv der Fall mit den unterschiedlich schönen Wasserfällen und dieser einzigartigen Begegnung.

Den dritten Fall des Lochbachs sehe ich zwar von der Strasse aus, finde den Zugang jedoch nicht gleich auf Anhieb und will auch dem Bauern nicht durch das hohe Grass trampeln. Vielleicht komme ich später im Jahr nochmals vorbei, wenn es weniger dichtes Gebüsch hat.

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