Über die Spontacts-App entdecke ich einen Ausflug, der mir sofort ins Auge sticht und all meine Körperzellen erfreut aufleben lässt – Alpfahrt Toggenburg! Für dieses Jahr ist es eine der wenigen, angekündigten Alpfahrten. Da der Sommer sich dieses Jahr etwas ziert, findet dieses „Öberefahre“ daher erst anfangs Juli statt.
Ich reise am Vorabend an, denn es heisst: Aufstehen um halb Fünf. Der Schlaf ist unruhig, die Vorfreude gross. So höre ich bereits um 3 Uhr früh erstes Glockengeläut. Die ersten Bauern ziehen bereits los.
Die Bahn auf die Sellamatt fährt heute ausnahmsweise auch schon ab 4:30 Uhr. So ist unsere kleine Gruppe gegen 5:30 Uhr auf der Sellamatt. Die Sonne kriecht langsam über den Horizont und taucht die Landschaft und Churfirsten in ein faszinierendes Licht.
Und dann hören wir Glocken aus der Nähe schellen! Der erste Zug ist schon oben auf der Alp. Die Freude ist gross! Und nun folgt bis rund 10 Uhr ein Zug nach dem andern in typisch traditioneller Reihenfolge, angeführt vom Geissbub.
Es wird heller und etwas wärmer. Wir gehen mit den Bauern und ihren Tieren mit bis zum Thurtalerstoffel. Nach der stundenlangen Anstrengung haben sie alle ihr Bier verdient, und die Tiere trinken aus den Brunnen. Gerade die Kälbchen sehen ziemlich geschafft aus, ist es für sie ja auch das erste Mal.
Wir bestaunen die Trachten, Senntumschellen und kunstvoll geschnitzten oder bemalten Fahreimer. Dass die Toggenburger Kühe für die Alpfahrt mit drei Senntumschellen geschmückt werden, ist seit 1780 sicher überliefert. Die Schellen bilden immer einen Dreiklang; sie sind also aufeinander abgestimmt.
Was für ein wundervolles, eindrückliches Erlebnis! Und erst als wir gegen 11 Uhr bereits im Bergrestaurant Sellamatt etwas essen, merken wir – die ganzen vorangegangenen Stunden hatten es doch in sich – erste Müdigkeit überfällt uns.
Ich ziehe später noch ein bisschen weiter über Teile des Klangwegs bzw. des Toggenburger Höhenwegs, zweige dann zu den Schwendiseen ab. Auf dem Weg nach Unterwasser entschliesse ich mich, noch kurz bei den Thurwasserfällen vorbei zu schauen. Die imposante Wassermenge stürzt sich tosend über die einzigartig liegenden Felsstrukturen. Einfach immer ein reinigender und bemerkenswerter Ort.
Glücklich, aber nun definitiv müde, trete ich die Heimreise an. Im Zug lässt sich ja gut ein Nickerchen machen 😉
Die genaue traditionelle Reihenfolge beim Öberefahre: http://www.alpkataster.ch/toggenburg.html
(aufgerufen am 6.7.2021)
Unter weiteren Rubriken findest du Infos zur Toggenburger Sennentracht, zum Handwerk etc.
Literatur-Tipp: Öberefahre von Friedrich Manser