Ein kleines trockenes Fenster zeichnet sich im sehr regnerischen Wetterverlauf dieser Tage ab. Also spontan los! Ich fahre mit meinem Motorrad in Richtung Winterthur und werde aus einer dicken, dunklen Wolke noch einmal so richtig abgeduscht. Danke Petrus, nun sind Motorrad und Ausrüstung wieder sauber 😉
Ich fahre weiter das Tösstal hinauf und zweige in Rikon ab in Richtung Tibet Institut, Wildberg und Ehrikon. Auf dem TCS Parkplatz Bläsimühle darf sich meine Suzuki Freewind ausruhen.
Ich marschiere in meinen Motorradstiefeln los – ja, nicht das ideale Schuhwerk bei nassen, rutschigen Böden… Doch ich möchte heute nur einen kleinen Spaziergang machen. Die Wasserfälle des Tobelbachs sind ja ganz in der Nähe.
Der Wanderweg ist gut präpariert. So nähere ich mich Schritt für Schritt meinem Ziel: Dem idyllischen Seitentobel der Töss und den Giessen des Tobelbachs. Ich fühle mich sogleich geborgen unter dem frühlingshaften, saftig grünen Blätterdach des Waldes. Ich liebe diesen Frühlingsduft, besonders nach dem Regen. Mein Blick fängt wie so oft Kleinigkeiten ein: Schnecken in ihren kunstvollen Behausungen in Fibonacci-Form, zart spiessende Blätter von Sträuchern und Bäumen, leuchtend farbige Blüten.
Ich folge dem Rauschen des Tobelbachs – ja einfach Tobelbach, er hat keinen speziellen Namen.
Schon bald sehe ich den abzweigenden Pfad zum oberen Giessen. Wow, wunderschön! Ich geniesse das rauschende Wasser und stelle mir mit geschlossenen Augen vor, wie sich Belastungen der vergangenen Tage sich von mir abwaschen. Das Geräusch des tosenden Wassers empfinde ich stets viel intensiver und lebhafter als mit geöffneten Augen – probieren Sie es auch einmal aus.
Nach einer Weile folge ich erfrischt dem Hauptweg weiter bis zur Treppe, die zum unteren Giessen hinunterführt. Wow! Der ist ja noch schöner! Eindrucksvoll findet das Wasser seinen Weg über den Nagelfluhabbruch.
Ein Hobby-Fischer versucht sein Glück im Becken des Wasserfalls – wir grüssen uns. Dann bin ich alleine und kann den Wasserfall und die grüne Wildnis des Tobels geniessen. Natürlich suche ich auch ein paar gute Stellen für Fotos.
Nach einer Weile kommen zwei Damen dazu. Wir unterhalten uns eine Weile, als dann die ältere der Frauen mich intensiver anschaut und sagt: Sie sehen so glücklich aus. Oh ja, das bin ich! Immer in der freien Natur fühle ich mich glücklich und erfüllt. Ohne meine Naturtankstellen wäre ich wohl nicht mehr ausgeglichen.
Zu dritt und doch individuell verweilen wir beim tosenden Giessen. Mit geschlossenen Augen lausche ich erneut dem sprudelnden Wasser. Als ich die Augen öffne, sehe ich die ältere, weisshaarige Dame am anderen Ufer und wie sie dort still für sich wohl ein kleines Naturritual durchführt. Ich schmunzle und denke: Wie cool ist sie! Auch sie ist bestimmt glücklich.
Erfüllt und dankbar für diese Naturgeschenke kehre ich zu meiner Freewind zurück und tuckere gemütlich nach Hause.